Montvale (N.J.)/ Zürich (ots) –
Schwache Wachstumsimpulse und hohe Inflationsprognose für das zweite Halbjahr 2022 – deutsche Wirtschaft zeigt sich (noch) resilient
Der Krieg in der Ukraine, die Inflation und die Auswirkungen des Brexit sorgen in der Wirtschaft für ein insgesamt geringes Vertrauen und dämpfen die Wachstumsaussichten. In Deutschland hat der Kriegsausbruch zunächst einen Schock und entsprechende Einbrüche bei den maßgeblichen Kennzahlen ausgelöst – inzwischen hat sich die Lage jedoch weitgehend stabilisiert. Das zeigt der Global Economic Conditions Survey (GECS), eine globale Befragung von rund 1.000 Finanzexperten durch das IMA (Institute for Management Accountants) und ACCA (Association of Chartered Certified Accountants). Dabei nahmen auch mehr als 100 CFOs sowie weitere führenden Finanzfachleute an der Umfrage teil.
In zentralen Bereichen ermittelt der GECS folgende Fakten für das abgelaufene Quartal:
– Vertrauen: Das Vertrauen in die Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2022 offensichtlich stark gesunken – in Westeuropa ist es der insgesamt zweitgrößte Einbruch weltweit, übertroffen nur noch vom Nahen Osten. Dennoch ist der bisherige absolute Tiefstwert während der Pandemie noch nicht wieder erreicht.
– Aufträge: Das Auftragsniveau im europäischen Raum ging im zweiten Quartal leicht zurück, blieb aber immer noch über demjenigen des Jahres 2020. Westeuropa verzeichnet in Q2 den größten Auftragsrückgang aller Regionen.
– Wirtschaftliche Erholung: Die Weltwirtschaft schwächelt weiter, einige Länder müssen sich sogar auf eine kleine Rezession vorbereiten. Insgesamt ist die weltweite Industrieproduktion im März 2022 um ein Prozent zurückgegangen, der Handel gab um 0,2 Prozent im Vergleich zum Februar nach. In Deutschland ist die Produktion hingegen kurzfristig wieder etwas angestiegen.
– Inflation: Das Inflationswachstum des ersten Quartals setzt sich im zweiten fort. In Deutschland hatte sich die Rate auf 7,8 Prozentpunkte erhöht – wird jedoch aktuell von Maßnahmen wie dem Neun-Euro-Ticket oder auch dem Tankrabatt wieder etwas gebremst. Die hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise belasten die realen Einnahmen und Ausgaben. Vor allem die Energie schlägt mit vier Prozentpunkten Steigerung stark zu Buche. In Reaktion erhöhen die Zentralbanken die Zinssätze – in Europa ab Juli insgesamt um 0,75 Prozent ab dem dritten Quartal. Das ist die erste europäische Zinserhöhung seit 2011.
– Betriebskosten: Der entsprechende Konzernindex ist in diesem Quartal auf ein neues Rekordniveau gestiegen: Fast 70 Prozent der Teilnehmer äußerten sich besorgt über die Entwicklung. Haupttreiber sind hier vor allem Energie, Rohstoffe und Lieferketten.
– Angst: Die beiden maßgeblichen Angstindizes blieben im Vergleich zum ersten Quartal nahezu unverändert. Beide sind minimal gestiegen, liegen aber immer noch unter dem Niveau während der Pandemie. In Deutschland ist der Geschäftsklimaindex im Mai auf 93 Punkte gestiegen, eine größere Rezessionsangst ist aber nicht erkennbar.
Kaum Wachstum in Westeuropa
Neben der steigenden Inflation setzt die Abhängigkeit von Öl und Gas Europa derzeit stark zu. Dennoch blieb das Vertrauen im zweiten Quartal immer noch über dem Tiefpunkt während der Pandemie. Der Europäische Zahlungsverkehrsbericht 2022 zeigt aber, dass es an Agilität und Fachwissen mangelt, um die Auswirkungen zu bewältigen.
In Deutschland hemmen vor allem Versorgungsprobleme, teilweise verursacht durch die COVID-Beschränkungen in China, das Wachstum. Insgesamt deutet der GECS jedoch nicht auf eine Rezession hin – dafür sorgen unter anderem eine gelockerte Fiskalpolitik sowie der Einsatz angesparten Geldes für aktuelle Anschaffungen durch die Haushalte.
Engpässe auf dem Arbeitsmarkt
Der globale Beschäftigungsindex liegt trotz des Rückgangs im zweiten Quartal immer noch über dem Durchschnitt. Die Beschäftigung steigt in vielen Volkswirtschaften, was die Auswirkungen der Inflation auf die Realeinkommen etwas ausgleicht. Ein positives Signal sendet der deutsche Arbeitsmarkt: Er zeigt weiterhin Stabilität – allerdings kaum Dynamik.
Der Fachkräftemangel sorgt vielerorts für höhere Löhne. Diese für die einzelnen Arbeitnehmer erfreuliche Entwicklung kann aber die Inflation ihrerseits wieder verschärfen – hier bedarf es eines drastischen Schritts in der Geldpolitik. Das wiederum könnte ausreichen, um in vielen Schwellenländern eine Rezession und damit eine neue Schuldenkrise auszulösen.
„Die Wirtschaft hat mit vielen Herausforderungen zu kämpfen – von den Auswirkungen der Pandemie über Fachkräftemangel und Klimaproblematik bis hin zum Krieg. Alles das belastet Produktion, Lieferketten und Energieversorgung. Auch auf die Verbraucher kommt einiges zu“, erklärt Bernardin Generalao, Director Regional Partner Relations beim IMA. Dass die deutsche Wirtschaft hier noch einigermaßen gegenhält, ist erfreulich – sollte aber den Blick nicht für die Erkenntnis versperren, dass es wie bisher wohl nicht weitergehen können wird. Politik und Gesellschaft sind maximal gefordert. Welchen Beitrag ein digitalisiertes, smartes Buchhalterwesen dazu leisten kann, bleibt abzuwarten – aber er sollte nicht unterschätzt werden.“
Der komplette Report zur Studie findet sich hier (https://www.imanet.org/insights-and-trends/global-economic-conditions-survey?ssopc=1).
Der Global Economic Conditions Survey (GECS)
Der Global Economic Conditions Survey (GECS) ist die größte regelmäßig wiederkehrende Wirtschaftsumfrage unter Buchhaltern und Controllern weltweit. Sie wird seit mehr als zehn Jahren von den globalen Branchenverbänden ACCA und IMA durchgeführt. Die Kennzahlen und Ergebnisse spiegeln die wirtschaftliche Aktivität und geben wertvolle Einblicke in die Ansichten der Finanzfachleute – von Investitionsverhalten über Beschäftigung bis zu den Kosten. Aufgrund der vierteljährlichen Struktur und des Umfangs der Grundgesamtheit ist GECS ein zuverlässiger Indikator für jedes Unternehmen oder jede sozioökonomische Organisation. Die Daten für die aktuelle Q2/2022-Studie wurden zwischen dem 8. und 17. Juni 2022 unter rund 1.000 Mitgliedern des ACCA und des IMA erhoben, darunter mehr als 100 CFOs. Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.imanet.org/insights-and-trends/global-economic-conditions-survey?ssopc=1
Über IMA® (Institute of Management Accountants)
Das IMA® (Institute of Management Accountants) ist einer der größten internationalen Verbände für Buchhalter und Finanzfachleute. Das IMA® unterstützt Buchhalter, Bilanzbuchhalter, CFOs, Wirtschaftsprüfer und andere Experten im Finanzbereich durch Forschung sowie die international anerkannte Fortbildung zum CMA (https://www.imanet.org/cma-certification?ssopc=1)® (Certified Management Accountant) und das CSCA®-Programm (Certified in Strategy and Competitive Analysis). Gerade die Ausbildung zum CMA gilt als maßgeblicher Faktor für eine Karriere im Bereich Finanzen. Weitere Fortbildungsangebote, ein intensives Networking sowie das strikte Eintreten für ethische Geschäftspraktiken gehören ebenfalls zu seinem Tätigkeitsbereich.
Das IMA verfügt über ein globales Netzwerk mit rund 140.000 Mitgliedern in 150 Ländern, davon rund 100.000 CMA-Träger. Vertreten sind hier auch 350 professionelle Chapter. Die Fachmagazine The Accountant/International Accounting Bulletin haben das IMA als Berufsverband der Jahre 2017 und 2018 ausgezeichnet.
Mit Hauptsitz in Montvale/N.J., USA, bietet das IMA in allen globalen Regionen, in denen das Institut aktiv ist (Nord- und Südamerika, Asien/Pazifik, Europa und Naher Osten/Indien) lokal spezifizierte Dienstleistungen an. In Europa hat das IMA derzeit über 3.000 Mitglieder und ist mit eigenen Büros in Amsterdam und Zürich vertreten. (Stand: Juli 2022)
Weitere Informationen über IMA finden Sie unter www.imanet.org.
Über ACCA (Association of Chartered Certified Accountants)
ACCA (Association of Chartered Certified Accountants) ist die globale Vereinigung professioneller Wirtschaftsprüfer, die erstklassige, geschäftsrelevante Qualifikationen für Personen mit entsprechender Eignung, Fähigkeiten und Ambitionen auf der ganzen Welt anbietet, die eine erfolgreiche Karriere in den Bereichen Buchhaltung, Finanzen und Management anstreben.
Die ACCA unterstützt ihre 233.000 Mitglieder und 536.000 Studenten (einschließlich Tochtergesellschaften) in 178 Ländern und hilft ihnen bei der Entwicklung erfolgreicher Karrieren im Rechnungswesen und in der Wirtschaft mit den von den Arbeitgebern geforderten Qualifikationen. Durch ihren Auftrag im öffentlichen Interesse fördert ACCA eine angemessene Regulierung des Rechnungswesens und führt einschlägige Forschungsarbeiten durch, um sicherzustellen, dass der Ruf und der Einfluss des Rechnungswesens weiter wachsen.
Die ACCA hat wichtige Neuerungen in ihrer zentralen Ausbildung eingeführt, um sicherzustellen, dass ihre Mitglieder und zukünftigen Mitglieder auch weiterhin die weltweit am meisten geschätzten, aktuellsten und gefragtesten Buchhaltungsexperten sind. Seit ihrer Gründung im Jahr 1904 hat die ACCA stets einzigartige Werte vertreten: Chancen, Vielfalt, Innovation, Integrität und Rechenschaftspflicht. Weitere Informationen finden Sie hier: www.accaglobal.com
Pressekontakt:
FleishmanHillard Germany für IMA
Betty Lauerbach
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Tel: +49- 69-405702 -461ACCA
ACCA Newsroom
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Quelle: ots